Mein Weg zum LEAN hat etwas gedauert. In der Schule habe ich mit Begeisterung programmiert. Wir hatten ganz primitive PC’s in der Computerklasse. Sie musste man mit einem großen weichen Disk starten. Danach konnten sie Programme auf Basic verstehen. Wir haben Schulaufgaben und Musik programmiert…
Da ich aus einer Techniker-Familie komme (Mutter und Vater waren Ingenieure), habe ich mich entschlossen Medizin zu studieren – sonst wäre es zu ordinär. Dabei galt mein ständiges Interesse der Psychologie. Zwei Faktoren haben mich von diesem Studiengang abgehalten: ich musste dafür meine Heimatstadt verlassen und… irgendwann habe ich die Überzeugung meiner Umgebung geteilt, dass Psychologie keine echte Wissenschaft ist…
Aus allen medizinischen Fächern hat mich dann die Chirurgie am meisten interessiert – der technische Background wollte nicht spurlos verschwinden. Außerdem wollte ich allen beweisen, dass ich nicht nur mit dem Kopf arbeiten kann. Dann hat mich mein erster Chef so für den Fach „Allgemeine Chirurgie“ begeistern können, dass ich als Student freiwillig und völlig kostenlos Dienste geschoben habe um so viel zu sehen und zu lernen wie möglich. Er war ein universeller Operateur, der alles konnte…
Die Affinität zu Psychologie führte mich parallel dazu in die Welt der östlichen Philosophie und esoterischen Lehren. Da wollte ich gar nicht verschwinden und suchte hauptsächlich den rationalen Kern. Meditationen fand ich interessant, Lehre über Qi-Energie spannend, Chakra-Lehre voll logisch. Ich habe jahrelang Aikido praktiziert und Bücher über „Kunst des Krieges“ gelesen…
Nachdem meine Facharztausbildung fertig war, stand ich vor der Entscheidung wie es dann weiter gehen sollte. In der Zwischenzeit hat der Spezialisierungswahn meinen Lieblingsfach „allgemeine Chirurgie“ so gut wie weg gefegt. Es ist nicht so, dass man keine Allgemeinchirurgen mehr brauchte, ganz im Gegenteil. Die Entwicklungen, Patientenerwartungen und die Politik haben jedoch die Akzente so gesetzt, dass die „Universellen“ plötzlich ihren Platz nur im Nachtdienst und in der Ambulanz hatten und nicht mehr im OP…
Da ich in jedem Krankenhaus, wo ich ärztlich tätig war auch viele organisatorischen Maßnahmen umgesetzt habe, habe ich mich entschlossen auf die organisatorische Schiene „auszuweichen“. So bin ich zum Risikomanagement gekommen. Und plötzlich festgestellt, dass ich mit meiner Berufslaufbahn voll im Trend bin! Wir, Mediziner, haben nämlich eine Entwicklung übersehen: obwohl wir für jeder Körperteil und jede Krankheit einen Fachmann haben, wird die Kunst des Managements als angeboren angesehen. Obwohl die Realität uns Tag täglich was anderes gezeigt hatte…
Die Frage, die ich mir gestellt habe, lautete gar nicht „ob in der Medizin bleiben oder nicht“, sondern „ob in der klinischen Routine (d.h. im Prozess) bleiben und parallel versuchen an dieser Routine (d.h. am Prozess) schöpferisch zu arbeiten und somit versuchen das Unmögliche zu schaffen“. Und genau hier bin ich auf LEAN-Management gestoßen als würden mich alle Pfade in diese Denkweise führen.
Ich möchte gar nicht pathetisch sein oder ein Loblied singen. Ich finde einfach, dass LEAN-Dekweise:
- tief „psycho-logisch“ ist und sowohl die rechte als auch die linke Gehirnhälfte beansprucht
- universell und gleichzeitig einfach ist
- mit Prozessen und Modellen arbeitet, die aus der Realität abgeleitet werden
- eine Klarheit schafft und somit die „graue“ Zonen deutlich reduziert
- und das Wichtigste:
ein Managementsystem ist, das eben keine aufgeblasene Führungsstrukturen (einen s.g. Wasserkopf) braucht, sondern durch einen Kulturwandel die positiven Veränderungen herbeiführt, die nicht nur beeindruckend, sondern auch nachhaltig sind.